DRILLÜBUNGEN: Wiederkehrende Aufgaben verinnerlichen - Trainingstipp vom Bundesheer #06

Autor: Vizeleutnant Gerald Weihs (Hauptlehrunteroffizier und Schießausbilder an der HUAk in Enns)

„Ladegriffe, Beheben von Hemmungen, Anschlagarten“

Für die Entwicklung dieser spezifischen Fertigkeiten muss die meiste Zeit für das Training der grobmotorischen Abläufe aufgewandt werden. Eine Methode die sich dafür hervorragend eignet ist der sogenannte „Drill“.

Ziel der Drillausbildung ist es, wiederkehrende Abläufe derart zu verinnerlichen, dass sie in der Einsatzsituation automatisiert ablaufen und wenig bis gar kein Nachdenken mehr erfordern.

Ein Beispiel dafür ist der „erzwungene Magazinwechsel“. Davon sprechen wir wenn, das Magazin während eines Feuerkampfs leergeschossen wurde und schnell ausgetauscht werden muss. In einem Lehrgang für angehende Ausbilder und Ausbildungsleiter an der Heeresunteroffiziersakademie schulte ich in meiner Funktion als Schießausbilder die Teilnehmer in dieser Fertigkeit.

 

Phase 1: Drillkarten - Hören, Sehen, Reden, Tun

Bild zeigt Drillkarten bei der Schießausbildung HUAK

Es werden sogenannte „Drillkarten“  vorbereitet, auf denen die beim Magazinwechsel durchzuführenden Handgriffe in Schlagworten beschrieben sind.

Für das Training werden die Teilnehmer in Zweier-Teams eingeteilt.
Ein Schütze nimmt die Rolle des Ausbilders ein und liest den umzusetzenden Handgriff (z.B.: „abreißen“) vor.
Der trainierende Schütze führt die Tätigkeit aus und wiederholt dabei das Schlagwort. Lerntheoretiker gehen davon aus, dass bei der Ansprache der 4 Sinne - Hören, Sehen, Reden, Tun - die höchste Behaltewahrscheinlichkeit im Sinne des Lernens besteht.

Vor jeder Wiederholung stellt der Schütze den Ausgangszustand wieder her: Verschluss in rückwärtiger Stellung, volles Magazin in Bereitschaftsposition.

Es wird empfohlen, die Handlungen 10 - 20 Mal ohne Pause zu wiederholen. Danach wechseln die Rollen im Team. Die Gesamtdauer dieser Phase sollte 20 Minuten nicht überschreiten, um konstante Konzentration zu gewährleisten.

Phase 1: Schütze und sein Ausbilder beim Training

 

Lohnende Pause:

Nach der ersten intensiven Trainingsphase folgt eine Pause, in der die Schützen sich keinesfalls mit der Pistole oder ähnlichen zuvor trainierten Fertigkeiten beschäftigen sollen. Das Ziel ist es, dass sich der Körper und Geist erholen, die Konzentration aber erhalten bleibt.

Diese Pause kann durch leichte Bewegungsaufgaben wie aktives Dehnen, einfache Selbstverteidigungsübungen oder andere niedrigintensive Tätigkeiten wie Anpassung des Tragesystems, Wechsel der Kleidung oder der Ausrüstung genutzt werden. In unserem Fall haben wir einfache geistige Aufgaben (Beschäftigung mit Dienstgraden oder Gliederung der Brigaden des Bundesheeres) durchgeführt.

 

Phase 2: Magazinwechsel-Training mit dem MANTIS X10

Jetzt tritt das MANTIS X10 ELITE Shooting System in Aktion um den Schützen beim Training des Magazinwechsels individuell zu unterstützen.

Mantis X10: sensorgestütztes Schießtrainingssystem, das Schützen durch Echtzeit-Feedback und präzise Leistungsanalyse unterstützt.

In der MANTISX App wählten wir die Übung „Nachladen, Verschluss offen“ aus:

MANTISX - Übung „Nachladen Verschluss offen“

Der große Vorteil dieser Übung liegt in der Möglichkeit, die Parameter individuell für jeden Teilnehmer einzustellen. Durch die Anpassung des „Buzzer Delay“ (Zeit bis zum Auslösesignal) und der „Par Time“ (Gesamtzeit vom Auslösesignal bis zur erneuten Schussabgabe) kann sich jeder Schütze optimal fordern. So wird eine Unter- oder Überforderung vermieden.

Das ist die logische Weiterentwicklung der Phase 1 dieses Trainings und macht zudem richtig Spaß, wie ich finde. Der Ausbilder hat die wichtige Aufgabe, die Übung zu überwachen und "Manöverkritik" zu üben. Auch in dieser Phase sollten es 10 - 20 Wiederholungen sein. 

Entscheidend ist, dass sich die Handgriffe, die der Teilnehmer ausführt NICHT(!) von denen der Phase 1 unterscheiden. Andernfalls kann keine Automatisierung erreicht werden, da beim Magazinwechsel keine alternativen Handlungsoptionen bestehen dürfen!

Drillausbildung ist für sichere Auftragserfüllung unerlässlich und kann im Einsatz lebensrettend sein!

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Vzlt Gerlad Weihs
Vizeleutnant Gerald Weihs ist Schießausbilder an der österreichischen Heeresunteroffiziersakademie in Enns und Gast-Autor unseres Blogs. Aufgrund seiner Positionen schöpft er aus einem riesigen Erfahrungsschatz, in den er uns mit seinen Beiträgen exklusiven Einblick gibt.

Vielen Dank von den Lesern und dem myDRYfire-Team!

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